Was früher das frisierte Mofa, ist heute das getunte Elektrorad: illegal, mitunter gefährlich und oftmals bagatellisiert. Eine höhere Maximalgeschwindigkeit hat auch bei Elektrorädern rechtliche Konsequenzen. Der pressedienst-fahrrad zeigt, mit welchen Maßnahmen Antriebshersteller illegales Tuning vermeiden wollen.

Tuning ist ein Rechtsverstoß
Denn was anfänglich nach mehr Spaß klingt, führt schnell in den Weg der Illegalität. Das Tuning von E Bikes ist nämlich ein Rechtsverstoß, wenn das Rad anschließend im Straßenverkehr benutzt wird. „Wir bekommen recht viele Anfragen von Endverbraucher:innen zum Thema Tuning. Hier kommunizieren wir entsprechend eindeutig und bieten auch keine Graubereiche an“, sagt Simon Gauer, Produktmanager beim Antriebshersteller Mivice. Ist der Motor beim Pedelec so manipuliert, dass er über die 25 km/h hinaus unterstützt, handelt es sich aus rechtlicher Sicht nicht mehr um ein Fahrrad, sondern um ein Kleinkraftrad – also einen anderen Fahrzeugtypen. Das getunte Gefährt benötigt beispielsweise eine Betriebserlaubnis sowie eine Versicherung und darf nicht mehr auf Radwegen fahren. Außerdem brauchen Fahrer:innen einen Führerschein der Klasse AM und es besteht Helmpflicht. Wird man ohne die entsprechenden Nachweise im öffentlichen Verkehr erwischt, drohen Geld- oder sogar Freiheitsstrafen und zivilrechtliche Konsequenzen wie Haftung für Personenschäden bei Unfällen. „Wir vertreten eine klare Meinung: Tuning ist nicht nur verboten, sondern auch gefährlich und darum zurecht mit rechtlichen Konsequenzen verbunden“, fasst Matthias Rückerl vom Hersteller Haibike zusammen.

Teileverschleiß nimmt zu
Getunte E Bikes sind im Straßenverkehr nicht zulässig! Das steht auch auf den Internetseiten, die Tuning-Kits, z. B. in Form von Tuning-Dongles oder auch Chip-Tuning, anbieten. Der Verkauf solcher Sets ist zwar legal, solange der Anbieter darauf hinweist, dass getunte Räder nur auf Privatgelände und nicht im Straßenverkehr gefahren werden dürfen. Doch in der Folge können Schäden am Rad entstehen, denn verschiedene Bauteile werden durch die gesteigerte Leistung stärker beansprucht und können schneller verschleißen. Viele Komponenten an E Bikes, wie zum Beispiel Bremsen, sind auf eine bestimmte Maximalgeschwindigkeit ausgelegt. Manipulationen zum Erreichen einer höheren Geschwindigkeit stellen für einzelne Fahrer:innen, aber auch für andere Verkehrsteilnehmer:innen ein Sicherheitsrisiko dar. Ansprüche auf Garantie, Gewährleistung und Produkthaftung erlöschen durch das Tuning ebenfalls – auf möglichen Kosten bleiben die Tuner:innen sitzen.

Norm regelt Tuning
Um Tuning zu verhindern, trat 2019 die europäische Norm EN 15194:2017 für elektromotorisch unterstützte Räder (EPAC) in Kraft. Darin enthalten ist ein Kapitel, das sich mit dem „Verhindern des unbefugten Zugriffs auf den Motor“ beschäftigt. Antriebshersteller werden dabei Regelungen ermöglicht, um ein Tuning zu verhindern bzw. festzustellen, ob Tuning am Motor stattfand. Vorgeschrieben sind beispielsweise Plausibilitätslogiken bei den Sensoren zum Erkennen von Manipulationen. Diese können im Fachhandel oder auch vom Fahrradhersteller über Datenauslese beim Service festgestellt bzw. ausgeschlossen werden. Brose bietet beispielsweise die Möglichkeit, über einen CAN-Bus, also die Schnittstelle zum Datenaustausch, einen zweiten Sensor zuzuschalten, mit dem sich überhöhte Geschwindigkeiten feststellen lassen.


Bessere Technik für mehr Sicherheit
Doch es gibt Möglichkeiten, den Antrieb legal zu tunen. Mithilfe von Software-Lösungen der Hersteller lässt sich das Drehmoment des Motors an den Einsatzzweck anpassen. Auf einer sportlichen Runde kann mehr Drehmoment sinnvoll sein, z. B. wenn man steile Anstiege fahren möchte. Beim System Fit der Biketec GmbH muss das Upgrade der Fachhandelspartner durchführen. Bei den Fit-kompatiblen Antrieben von Panasonic und Brose kann das Drehmoment von 70 bzw. 75 Newtonmeter auf 90 bzw. 95 Newtonmeter erhöht werden. „Wichtig dabei: Eine Änderung des Drehmoments hat keine Auswirkungen auf die maximale Unterstützungsgeschwindigkeit. Der Antrieb schaltet weiterhin bei 25 km/h ab“, erklärt Janis Ita, Software-Spezialist bei Biketec. Die Folge sind bessere Beschleunigung und mehr Fahrspaß. Ein solches System muss allerdings auch vor einem illegalen Tuning geschützt werden. „Damit Endkund:innen nicht via Software-Konfigurator aus einem Pedelec ein S‑Pedelec machen, haben wir einen Schutz im System eingebaut. Dazu haben wir Teile des E‑Bikes und auch des Maintenance-Systems durch Authentifizierung geschützt. D. h. nur mit einer speziellen Berechtigung, die nur unsere Partnerlieferanten haben, kann man aus einem Pedelec ein S‑Pedelec machen“, so Ita.


Quelle: Pressedienst Fahrrad GmbH
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