Zukunft Fahrrad, ZIV und Deutsche Bahn präsentieren Daten zu Fahrradbranche

Frankfurt am Main – Die Leitmesse Eurobike startet vom 3. bis 7. Juli in ihre dritte Messeauflage in Frankfurt. Am Vortrag der Eröffnung präsentierten die deutschen Branchenverbände Zukunft Fahrrad und der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) exklusive Marktdaten und die Deutsche Bahn stellt Erkenntnisse aus den Bike-Daten der Rad+-App vor.

Der Gesprächsbedarf in der Radbranche ist hoch. Thema ist kein geringeres als die Weiterentwicklung des Fahrradsektors. Wie ist mit vollen Warenhäusern, gedämpfter Konsumstimmung und EU-Regularien zu verfahren? Und das, wo sich die Branche im Übergang hin zu ganzheitlicher Nachhaltigkeit, der Förderung sozial- und klimagerechter Mobilität und der Integration neuer Akteure befindet.

„Die Eurobike bringt alle relevanten Akteure des weltweiten Fahrrad- und Ecomobility-Universums in Frankfurt zusammen. Transformation, Kooperation persönlicher Austausch, Wissenstransfer und Sichtbarmachung sind für den weiteren Branchenerfolg von fundamentaler Bedeutung.“ So beschreibt Stefan Reisinger, Geschäftsführer der fairnamic GmbH, die Rolle der Weltleitmesse. Diesem Anspruch möchte die Messe in den nächsten Tagen gerecht werden und legt mit der Vernetzung der Branchendachverbände und der Bühne für deren Daten die Grundlage für weitere positive Entwicklungen.

Stabil in bewegten Zeiten

Der Branchenverband Zukunft Fahrrad präsentiert unter Geschäftsführer Wasilis von Rauch aktuelle Zahlen zum Wirtschaftsfaktor Fahrrad. Quelle hierfür ist die Studie „Die Fahrradwirtschaft und der Wirtschaftsfaktor Fahrrad in Deutschland 2019 bis 2023“ des Transportation Think Tanks T3. Demnach werden 207 000 Arbeitsplätze durch die Branche gesichert, 284 000 Beschäftigte sind es gar im Fahrradtourismus bei insgesamt 47 Milliarden Euro Umsatz. Die Fahrradbranche konnte sich 2023 trotz schwieriger wirtschaftlicher Gesamtlage auf einem hohen Niveau konsolidieren. Beschäftigungszahlen und Umsatz stiegen leicht an, Dienstleistungen und Services wartet gar mit 23 % Umsatzwachstum auf.

Die Studie zeigt einerseits die Widerstandskraft der Branche auf, vor allem aber beleuchtet sie die Netzwerkeffekte der Fahrradbranche. Wie wenig andere Industrien partizipiert ein weit verzweigtes Ökosystem an der wirtschaftlichen Entwicklung der Branche und bedingt sich gegenseitig. Von Industrie über Tourismus bis hin zur Daseinsvorsorge in urbanen und ländlichen Räumen.

Wasilis von Rauch: „Unsere Branche hat sich nach den Boomjahren trotz schwieriger wirtschaftlicher und politischer Bedingungen stabilisiert. Dies verdeutlicht, welches Potenzial entfesselt werden könnte, wenn das Fahrrad und die Fahrradwirtschaft systematisch gefördert würden, wie es in anderen Ländern zunehmend der Fall ist. Investitionen in die Fahrradwirtschaft zahlen sich volkswirtschaftlich gleich mehrfach aus: in Wertschöpfung, Beschäftigung, Gesundheit, Klima- und Ressourcenschutz.“

Der deutsche Dienstradleasing-Markt

Exklusiv präsentierte Wasilis von Rauch die mit Deloitte erstellte Studie zum deutschen Dienstradleasingmarkt. Seit 2019 konnte die Branche Umsatzzuwächse von durchschnittlich 46 % erzielen und somit 1,9 Mio. Diensträder in den Markt bringen. Damit wurde das Dienstradleasing-Angebot 2023 von ca. 10 % der Arbeitnehmer*innen bereits angenommen. Der Durchschnittspreis der Diensträder liegt um 1 700 Euro über dem Marktdurchschnitt bei 3 500 Euro pro Rad. Grund dafür ist das Zurückgreifen auf höherwertigere Räder und hochqualitative Pedelecs. Der Point of Sale ist dabei zu 88 % der Fachhandel. Dieser Wert liegt über dem Durchschnitt der stationären Verkäufe im Gesamtmarkt, der lediglich 75 % beträgt. Das größte Potenzial sieht die Studie aktuell im KMU-Segment bei Unternehmen unter 50 Mitarbeitenden.

Die genaue Analyse und weitere Infos dazu finden Sie hier: https://zukunft-fahrrad.org/deloitte-marktzahlen-dienstradleasing

ZIV-Marktdaten: Absätze beim E-Bike stabil

Die herausfordernde Weltmarktlage schlägt sich laut Zahlen des ZIV – Die Fahrradindustrie auch in den Marktdaten des ersten Drittels 2024 der Branche wider, die Burkhard Stork als Geschäftsführer des Verbandes präsentiert. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wurden mit 1,23 % minimal weniger E-Bikes verkauft, dafür ist der Rückgang bei den Fahrrädern mit 19 % durchaus signifikant. Grund hierfür sei die allgemeine Kaufzurückhaltung, aber auch ein Investitionsstau im Ausbau der Radverkehrsinfrastruktur. Laut ZIV – Die Fahrradindustrie werde die notwendige Verkehrswende dadurch politisch gehemmt. Die angespannte Lage zeigt sich auch bei der Lagerhaltung, doppelt so viele Fahrräder und E-Bikes wie in normalen Jahren lägen laut Stork im Handel und bei Herstellern auf Lager. Nicht verwunderlich ist die damit einhergehende Zurückhaltung in der Produktion. Der ZIV – Die Fahrradindustrie weist allerdings auch darauf hin, dass sich alle Zahlen weiterhin über dem Vor-Corona-Niveau bewegen und geht von einer Trendwende 2025 aus.

„Es gibt kein ganz einheitliches Bild, einzelne Segmente produzieren bereits nach, bei anderen sind die Lager noch voll“, so Burkhard Stork, Geschäftsführer des ZIV. „Das Interesse am Fahrrad und E-Bike ist ungebrochen. Deswegen haben wir keinen Zweifel daran, dass der Absatz wieder anwachsen wird und die Produktion von Fahrrädern und Fahrradteilen wieder anspringt“, so Stork.

Alle Details zu den Marktdaten finden Sie unter folgendem Link: https://www.ziv-zweirad.de/2024/07/02/absaetze-beim-e-bike-stabil-verkauf-aus-vollen-lagern/

v.l: Wasilis von Rauch, Geschäftsführer Zukunft Fahrrad, Burkhard Stork, Geschäftsführer Zweirad Industrie Verband (ZIV), Stefan Reisinger, Geschäftsführer fairnamic GmbH, Cornelius Kiermasch, Bereichsleiter Shared Mobility DB Connect und Michael Eckenweber, Leiter DB SmartCity 

Traumkombi Bahn und Bike

Bereits seit vielen Jahren hat die Deutsche Bahn das Rad als wesentlichen Treiber der ÖPNV-Nutzung erkannt und damit auch systematisch gefördert. Seit der Übernahme von Call a Bike 2002 wurde das Bikesharing-Angebot auf mittlerweile 14 500 Fahrräder und insgesamt über 80 Städte und Kommunen ausgeweitet. Die Bahn hat im Rahmen der Bike&Ride-Offensive über 1 000 Kommunen beraten und bei der Schaffung von mehr als 20 000 Fahrradstellplätzen unterstützt, 50 000 weitere sind in Planung. Mobility Hubs ermöglichen flexible Anschlussmobilität und bündeln klimafreundliche Sharing-Angebote an einem zentralen Ort. Sie bilden Schnittstellen zum ÖPNV und MIV als Start-, End- oder Umsteigepunkte. Bereits jetzt sind 50 Mobility Hubs in Betrieb und 25 weitere bis Ende des Jahres in Planung.

Besonders erwähnenswert in der Präsentation von Cornelius Kiermasch, Bereichsleiter Shared Mobility und Michael Eckenweber, Leiter DB SmartCity sind die Erkenntnisse, die sie mit der Rad+-App und der Abkehr vom Free Floating System in Berlin gesammelt haben: viele Maßnahmen, die die DB aktuell unterstützt, helfen Städten und Kommunen bei der effektiven Radverkehrsplanung. Mit der Rad+-App erhalten Kommunen datenbasiert ein detailliertes Bild über die Radnutzung in ihrer Kommune und können damit z.B. ihre Fahrradwegeplanung optimieren. Radelnde erhalten gleichzeitig einen Anreiz zur Nutzung, denn sie können „erradelte“ Kilometer in Prämien umwandeln, beispielsweise bei teilnehmenden Geschäften vor Ort. Die App wurde schon über 160 000 mal heruntergeladen und hat z.B. in Berlin bereits mehr als 12 Mio. Rad-Kilometer generiert. Auch Call a Bike, das DB Bikesharing, sieht in Berlin großes Potenzial für die Entwicklung der Radnutzung und des Radverkehrs.

Cornelius Kiermasch: „Mit Call a Bike sind wir seit der ersten Frankfurter Eurobike auch Mobilitätspartnerin für die nachhaltige Anreise per Bikesharing zur Messe. Viele gute Maßnahmen wurden bereits auf den Weg gebracht. Aber um das volle Potenzial zu heben, das in der Kombination „Bahn und Fahrrad“ steckt und um die Schnittstellen zu verbessern, müssen wir alle gemeinsam anpacken. Denn das Potenzial ist da, wie auch die aktuelle Studie des Fraunhofer Instituts im Auftrag des ADFC zeigt.“

Auch die Weiterentwicklung des DB Navigators hin zu einer Multimodal-App, die die komplette Reisekette von Bahnkund:innen abbildet, zahlt auf die Förderung der Radverkehrsnutzung ein. Bereits umgesetzt sind ein Pendleralarm, Streckenfavoriten und eine nutzerfreundlichere Kartenansicht. Mit über 15 Mio. monatlichen Nutzenden ist der DB Navigator die größte Mobilitäts-App in Deutschland.

Neben den Studien wurden im Medien Kick-Off stellvertretend für 1 800 Aussteller 9 Produkte präsentiert. Sie stehen für die Bandbreite, Produktvielfalt und -bandbreite der Branche.

  • ZF Bike Eco System: Ein neuer, kompakter und dennoch äußerst starker Mittelmotor mit integriertem Ökosystem.
  • Liv Langma Advanced Pro: Ein High Quality-Rennrad speziell für Frauen von der Frauenmarke des weltweit größten Herstellers Giant.
  • MOCA: Äußerst versatiles Compact-Cargobike mit 70 kg Lastenzuladung und einer Größenvarianz von 1,50 m – 1,95 m. 
  • R Raymon Tarok: Neues eMTB mit dem ZF Bike Eco System.
  • HEPHA Urban 7: Junge Marke mit tollem Preis-Leistungsverhältnis und einer großen Nachfrage im Markt. 
  • Comodule: IoT-Lösung und Schnittstelle aus Skandinavien.  
  • Avnson Klappcargobike: Innovatives Faltsystem für ein vollwertiges Cargobike – gerade im urbanen Kontext spannend. 
  • 3×3: Bringt Innovation und Antrieb in den Schaltungsmarkt.  
  • Cyclite Bikepackingtaschen: Hochwertige und vor allem nachhaltig produzierte Taschen für Gravel und Bikepacking. 

Über die Eurobike:

Die Eurobike ist die zentrale Plattform des Bike- und Ecomobility-Universums. Zusammen mit Visionären aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Mobilitätsbranche schafft sie Räume für Austausch, neue Ideen, Perspektivwechsel und starke Partnerschaften für innovative Mobilitätslösungen und neue Geschäftsmodelle. Die boomende und sich rasant verändernde Fahrrad- und Future Mobility-Branche haben in der Eurobike ihre gemeinsame Plattform. Sie setzt neue Maßstäbe und identifiziert Leitthemen in den Bereichen Sport, Freizeit, Gesundheit und Mobilität, entwickelt sich ständig weiter und bringt die weltweite Community live zusammen. Die 32. Eurobike findet von Mittwoch, 3. bis Sonntag, 7. Juli 2024 auf dem Gelände der Messe Frankfurt statt. Weitere Informationen unter: www.eurobike.com.

Über die fairnamic GmbH:

Mit der Gründung der fairnamic GmbH besiegeln die Messegesellschaften Frankfurt und Friedrichshafen eine Partnerschaft mit Schwerpunkt innovativer Mobilität. Durch gebündelte Kompetenz sowie Marktkenntnis, globale Aufstellung, Markenstärke und Schnelligkeit wird die Marktposition in den Zukunftsmärkten Fahrrad, E-Bike, Ecomobility und General Aviation gestärkt. Die Marken Eurobike und AERO sowie ihre Satelliten bilden dabei den Schwerpunkt des Joint Ventures. Ziel ist der Ausbau und die Weiterentwicklung der beiden Leitmessen. Weitere Informationen unter: www.fairnamic.com.

 

Quelle: Eurobike